ACADEMY 39

Innovieren und Umfeld pflegen im Schneesport

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Liebe Schneesportfreunde

nachdem das Augenmerk in der Vergangenheit stark auf die Interaktion zwischen Lehrpersonen und Teilnehmenden lag, geht es in der Ausgabe dieser Academy vor allem um euch Lehrpersonen selbst! Aspekte zur Selbstreflexion, persönliche Weiterbildung, Elternarbeit oder zur Rolle als Leiter:in im Verein oder der Schneesportschule werden nachfolgend thematisiert. Wir wünschen viel Freude beim Eintauchen in spannende Themenfelder.


Lernbaustein «Innovieren»

Hier findest du mehr Infos zum Lernbaustein «Innovieren»

Lernbaustein «Umfeld pflegen»

Hier findest du mehr Infos zum Lernbaustein «Umfeld pflegen»


Auftrittskompetenz

 

Vertiefe dich nun zum Handlungsfeld "sich reflektieren" aus dem Handlungsbereich "Innovieren" und finde heraus, wie du deine Auftrittskompetenz verbessern kannst.

Mehr zum Thema Auftrittskompetenz

Auftreten und Wirkung erzielen

Stillstand ist Rückschritt! Wenn Menschen, oder in diesem Fall Lehrpersonen, Trainer:innen und Leiter:innen, sich und ihre Tätigkeiten reflektieren, so geschieht dies, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Zentrales Thema dabei: die persönliche Kommunikation, sprich der eigene Auftritt!    

Im privaten als auch im beruflichen Umfeld merke ich schnell, dass ich nie ausgelernt habe. Die Frage, welche mich regelmässig beschäftigt: Wie kann ich durch mein Auftreten die Wirkung bei meinem Gegenüber erzielen, welche ich in dem Moment hervorrufen möchte?  

Aus der Kommunikationsforschung ist bekannt, dass vom Gegenüber verschiedene Kommunikationskanäle unterschiedlich stark wahrgenommen werden. So haben die Worte, welche wir wählen 15%, während die Körpersprache und die Stimme mit welchen die Worte gesprochen werden 85% Einfluss auf die Wirkung auf das Gegenüber: 

  • Worte (verbal) 15%  

  • Körpersprache (nonverbal) 50%  

  • Stimme (paraverbal) 35% 

Ich könnte davon ausgehen, dass Worte nicht wichtig sind. Dem ist nicht so! Diese Prozentangaben zeigen auf, dass meine Worte nur ankommen, wenn meine Stimmlage und meine Körpersprache zum gesprochenen Inhalt passend sind. Hier ein Beispiel: 

 

Zusammen mit einem Gast der Schneesportschule stehe ich an einem sehr steilen Hang. Ich strahle durch eine aufrechte Haltung, bestimmte Gesten und ruhige Stimme die Sicherheit aus, welche er oder sie braucht, um die Aufgabe erfolgreich zu absolvieren. 85% der Wirkung erzielen mein Körper und meine Stimme, welche zu meinen Worten passen. 

 

Lass uns nun anschauen, was sich in solchen Momenten in unserem Kopf abspielt. Vereinfacht sind in diesem Prozess zwei wichtige Teile des Gehirns involviert: 

 

WAS wir sagen wird im Grosshirn gesteuert. Dies geschieht rational und wir können unsere Wortwahl bewusst steuern.  

WIE wir etwas sagen und die Körpersprache dazu wird vom Zwischenhirn gesteuert. Dies geschieht unbewusst und wird von unseren Gefühlen geleitet. Die Steuerung dieser Emotionen können wir jedoch mit Metaphern, Symbolen, Gefühlen oder unseren Sinnen leiten. 


Das innere Auftrittsteam

Damit meine Stimme und meine Körperspräche (also 85% meiner Botschaft) in stressigen, schwierigen und herausfordernden Situationen auch zu meinen Worten passen, muss ich meine Auftrittskompetenz vorbereiten. Unser Zwischenhirn hat keine Ressourcen, um einen 5-Punkt-Plan oder eine Checkliste durchzugehen. Jedoch können wir uns an Metaphern, Gefühlen oder Bildern erinnern, welche uns unbewusst und innert Sekunden in die richtige Stimmlage und Körpersprache versetzen. Dies braucht eine gute Vorbereitung, also Selbstmanagement!   

Jede Person hat gewisse Rollen und Situationen, welche einem besser liegen oder welche man eher vermeiden möchte. Hier ein Beispiel von einigen Auftritts-Situationen bzw. Rollen, welche ich als Schneesportlehrperson auf Lager haben sollte. Natürlich gibt es hier noch viele weitere.   


Best Practice: Mein Auftrittsteam

Nun bist du dran! Überlege dir welche verschiedenen Situationen du in deinem Umfeld antriffst und welche Rollen du dabei einnehmen solltest. Beispiel: Motivator:in, Fachexpert:in, Trostspender:in, Sicherheitgeber:in, Clown:in

Suche nun für jede Situation eine Metapher oder ein Sinnbild, welches dich dabei innert Sekunden in die richtige Gefühlslage bringt. Merke, dass nur du deine eigenen Metaphern und Bilder zusammenstellen kannst. Jeder und jede interpretiert diese nämlich unterschiedlich. Daraus ergibt sich dein Auftrittsteam.

Finde nun heraus, welche dieser Rollen bei dir dominant sind und welche noch Potential zur Entwicklung haben. Am Schluss hast du dein persönliches Auftrittsteam aufgestellt. Einige davon kannst du sehr gut abrufen, für andere musst du dich etwas überwinden.  

Setze dir für die kommende Saison als Ziel, eine persönliche Auftrittskompetenz für herausfordernde Situationen zu erstellen und diese zu trainieren. So bist du vorbereitet und kannst mit deinem Auftritt überzeugen.  

 

Disziplinen spezifische Inhalte


  • Ski

    Biomechanik im Schneesport – Ski Alpin


    Aktuell

    Sich kontinuierlich weiterentwickeln heisst auch sein Wissen regelmässig aufzufrischen. Absolviere den Biomechanik Lernbaustein und reflektiere, was du in deine Praxis einbauen kannst.

    Lernbaustein Biomechanik Ski Alpin

    Archiv

    Vertiefe dein Wissen in den Unterlagen im Archiv.

     

    Schneesport Schweiz - Band 1 - Biomechanik



    Academy Nr. 6 - Biomechanik im Schneesport



    Ski Schweiz 1985 - Biomechanik

  • Snowboard

    Biomechanik im Schneesport - Snowboard


    Aktuell

    Sich kontinuierlich weiterentwickeln heisst auch sein Wissen regelmässig aufzufrischen. Absolviere den Biomechanik Lernbaustein und reflektiere, was du in deine Praxis einbauen kannst.

    Lernbaustein Biomechanik Snowboard

    Archiv

    Vertiefe dein Wissen in den Unterlagen im Archiv.

     

    Schneesport Schweiz - Band 1 - Biomechanik



    Academy Nr. 6 - Biomechanik im Schneesport

  • Langlauf

    BASICS vs. RACING


    Reflexionsaufgabe

    Mach dir kurz Gedanken zu folgenden Fragen:

    • Welches ist DIE perfekte Langlauf-Technik?
    • Lässt sich dies Frage allgemein beantworten?
    • Falls nein, wovon ist DIE perfekte Langlauftechnik abhängig?

    Wie erwartet ist die Antwort und die Sachlage nicht so einfach zu klären, vielmehr müssen wir uns als Unterrichtende folgender Ausgangslage bewusst sein:

    • Welche (physischen) Voraussetzung bringen die Läufer:innen mit? (Wer ist vor mir?)
    • Welches Ziel verfolgen die Läufer:innen erreichen? (möglichst sicher, möglichst effizient oder möglichst schnell laufen?)

    SICHER – EFFIZIENT - SCHNELL

    Vom Einsteiger bis zur Spitzenathletin, von der ambitionierten Volksläuferin bis hin zu Läufern, welche den Flow auf den Skis geniessen möchten, die Ziele von uns Langläufer:innen könnten unterschiedlicher nicht sein:

    • Einsteiger:innen möchten möglichst sicher langlaufen
    • Fortgeschrittene suchen eine möglichst effiziente Langlauf-Technik
    • Könner versuchen so schnell als möglich sich fortzubewegen.

    SICHER LANGLAUFEN: BASICS

    Für ein möglichst sicheres Laufen ist der Ablauf der Kernbewegungen im Standardschritt entscheidend:
    (Mehr Informationen und alle Übungen dazu findest du im Best Practice Nordic)

    1. Grundposition

    Bei tiefer Geschwindigkeit ist eine möglichst aufrechte Position des Oberkörpers mit leicht gebeugtem Sprung- und Kniegelenk des Gleitbeins wünschenswert, um den Ski auf seiner ganzen Länge zu belasten. Während des Schritts verschiebt sich der Körperschwerpunkt horizontal stets auf gleicher Höhe und in Richtung des neuen Gleitskis, ohne in der Hüfte resp. im Oberkörper abzuknicken. Seitlich liegt der Körperschwerpunkt direkt über dem belasteten Ski.

    2. Beugen

    Beugen im Sprunggelenk des Gleitbeins (gleichzeitig beigt das Kniegelenk mit).

    3. Drehen/Kippen

    Drehen/Kippen vom bisherigen auf den neuen Gleitski. Die Hüfte und der Oberkörper drehen dabei im Skating zur Seite und kippen nach vorne/seitlich in Richtung des neuen Gleitskis. Im klassischen Stil ist das Drehen zur Seite deutlich weniger ausgeprägt.

    4. Strecken

    Vollständige Streckung des Abstossbeins. Sprung-, Knie- und Hüftgelenkedes neuen Gleitbeins bleiben leicht gebeugt.


    EFFIZIENT LANGLAUFEN

    Als Einsteiger:in suche ich die Sicherheit und dosiere meinen Krafteinsatz und die Bewegungsschnelligkeit. Doch wie verhalten sich die Kernbewegungen in der jeweiligen  Schrittart, wenn wir nicht nur sicher, sondern möglichst effizient laufen möchten. Das heisst mit möglichst wenig Kraftaufwand ins Gleiten kommen?

    Der Bewegungsablauf im Standardschritt ändert sich nicht. Die Kernbewegungen werden in der genau gleichen Reihenfolge ausgeführt. Jedoch ändert sich die Qualität der Bewegungsausführung. Hier einige Beispiele:

    • das Beugen im Fussgelenk erfolgt schnellkräftig (wie ein Blitzschlag)
    • im Doppelstock ist das Kippen nach vorne ausgeprägter, die Kraftübertragung auf die Stöcke wird somit erhöht
    • der Krafteinsatz und die Bewegungsschnelligkeit wird erhöht
    • der Bewegungsumfang wird grösser (grosse und ausgeprägte Bewegungen)
    • u.v.m.

    Das übergeordnete Ziel dieser Steigerung ist es, den Kraftimpuls vom Körper via Stöcke und Skis auf den Schnee zu bringen, damit mehr Vortrieb pro Schritt erzeugt werden kann. So laufen wir effektiv.


    SCHNELL LANGLAUFEN

    Ist das Ziel, so schnell wie möglich zu laufen, so erhöht sich die Bewegungsschnelligkeit, der Krafteinsatz als auch die Bewegungsumfänge ins Maximale. In diesem Moment verändern sich die Kernbewegungen im Vergleich zum BASIC-Schritt. Effiziente Technik wird so zu sagen durch physische Stärke übertrumpft um maximale Geschwindigkeit erzeugt.

    Schau dir zuerst die Videos zwischen BASIC und RACING an und vergleiche die Kernbewegungen im jeweiligen Körperteil:

    Beispiel 1:1

    Video BASIC

    Video RACING


    Key Points SICHER

    • Bei Stockeinsatz erfolgt das Beugen im Sprunggelenk
    • Drehen in Richtung des neuen Gleitskis und Kippen auf den neuen Gleitski
    • Gleiten mit leicht gebeugten Sprung- und Kniegelenk. 
    • Armzug (v.a. bei Einsteigern) bis zur Hüfte oder kurz dahinter

    Key Points EFFIZIENT

    Gleich wie  

    • Beugen im Fussgelenk sowie Stockeinsatz wie ein «Blitzschlag»
    • Kippen nach vorne und Kraft auf die Stöcke erhöhen 

    Key Points SCHNELL

    Bewegungsschnelligkeit und Kraftimpuls so hoch, dass:

    • Keine Zeit mehr, um den Oberkörper zu drehen/orientieren
    • Strecken des Gleitbeines und der Hüfte, um mehr Kraft und Bewegungsamplitude zu erzeugen

    Übungen, Metapher SICHER

    Hip-Hopper (Best Practice)

    Übungen, Metapher EFFIZIENT

    Jeder Schritt erfolgt wie ein «Blitzschlag»! 

    Übungen, Metapher SCHNELL

    «Laufe mit möglichst enger Skiwinkel»

    «Beinarbeit wie eine TOBLERONE»


    Beispiel Asymmetrisch

    Video BASIC

    Video RACING


    Key Points SICHER

    • Stockeinsatz und Aufsetzen des Ski (Führungsseite) erfolgt gleichzeitig
    • Beide Stöcke setzen gleichzeitig auf
    • Asymmetrische Armhaltung (Führungshand weiter vorne, andere Hand vor Körper)
    • Drehen / Orientieren auf Gleitski (Führungsseite UND andere Seite) erlaubt raumgreifende Schritte und Abstoss über ganze Kante

    Key Points SCHNELL

    • Über ganze Kante seitlich abspringen
    • Kein Orientieren/Drehen im Oberkörper

    Übungen, Metapher SICHER

    Zäunen (Best Practice)

    Übungen, Metapher SCHNELL

    «seitlich über einen Bach Springen»

    «jemand zieht dich an einem Seil an der Hüfte hoch»

    Beispiel Diagonal

    Video BASIC

    Video RACING


    Key Points SICHER

    • Beugen im Fussgelenk
    • Kippen nach vorne/seite --> dabei findet kein Knicken in der Hüfte statt.
    • Ein Fuss setzt vor dem anderen auf (Pantoffel, Wurzel, Flugzeug)
    • Aufrechte Position, damit Abstosszone belastet ist

    Key Points SCHNELL

    • Möglichst hohe Bewegungsschnelligkeit
    • Möglichst aufrechter Oberkörper
    • Kaum Gleitphase

    Übungen, Metapher SICHER

    Himbeeren pflücken /

    Der Läufer

    Übungen, Metapher SCHNELL

    Speedy Gonzales / Road Runner

    «Stolz über heisse Kohlen sprinten»

    Beispiel Doppelstock

    Video BASIC

    Video RACING


    Key Points SICHER

    • Beugen in der Hüfte (Referenzform)
    • Armhaltung wie wenn man ein Buch auf Augenhöhe hält --> Ellbogen nach aussen, Hangelenk gerade
    • Knie leicht gebeugt, bleiben im selben Winkel
    • Nach Armvorschwung ist der Vorfuss belastet, nach Armstossphase die Fersen
    • Fersen bleiben am Boden
    • Stöcke setzen Auf Höhe Fussspitze ein, mit leichtem Winkel.

    Key Points SCHNELL

    • Fersen lösen sich aufgrund des Kippens nach vorne vom Boden
    • Kippen findet horizontal nach vorne statt, nicht vertikal
    • Beugen im Sprunggelenk bei jedem Stockeinsatz
    • Erhöhte Kadenz, deshalb Armzug bis Hüfte und wieder nach vorne
    • Im steilen Gelände mehr vertikale Bewegung und kleinerer Winkel im Ellbogen

    Übungen, Metapher SICHER

    Huhn pickt Futter (Best Practice)

    Übungen, Metapher SCHNELL

    ???

  • Telemark

    Timing: Telemark Diagnostic Tool


    In Academy 35 haben wir erforscht, wie die Bewegungen der unteren Gliedmaßen für das Erreichen, Halten und Kontrollieren der Telemarkposition entscheidend sind. Die Situation mit freier Ferse ermöglicht es dem Fuß, sich im Zehengelenk zu beugen, wodurch der Telemarker die Ferse anheben kann. Die Bewegungen, die in der Hüfte, den Knien und den Fußgelenken stattfinden, ermöglichen es dem Telemarker außerdem, die Skier zu kanten und zu drehen, während er eine funktionelle Telemarkposition beibehält (Feinsteuerung der Telemarkbewegungen).

    Anschließend haben wir in Academy 37 untersucht, wie der Lehrer dieses Wissen nutzen kann, um effektives Feedback zu geben. Insbesondere können die 5 Kriterien der Telemarkposition hilfreich sein, um zu beurteilen, was verbessert werden sollte, indem man den Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand vergleicht.


    Wie kann man eine Kurve analysieren?

    Die Telemarkposition ist ein Bezugsbegriff für alle Schwünge in dieser Disziplin. Das Halten einer funktionalen Telemarkposition ist jedoch nur ein Fragment des Schwungs, während der Schrittwechsel den Rest einnimmt. Die Qualität der Bewegung im Schwung hängt von der Amplitude, der Dauer und der Intensität der ausgeführten Bewegungen ab.

    Um eine Verbesserung der Formqualität zu erreichen, ist es folglich unerlässlich, sich Gedanken über das Timing der Bewegungen zu machen.

    Beim Telemark ist der Ablauf des Schrittwechsels mit den Phasen des Schwunges verbunden. Durch die Entwicklung eines Timing-Diagnose-Tools wollen wir den Betreuern helfen, das Timing der Bewegungen während des Schwungs zu beurteilen.


    Beurteilung des Bewegungsmanagements mithilfe des Diagnosewerkzeugs.

    Der Telemark Basic Turn ist der erste Schritt zur Beherrschung zahlreicher Schwungformen in unterschiedlichem Gelände.

    Bei den Schwungformen ist der Telemark basic turn die Schlüsselform, da sie den Schrittwechsel als wesentliches Prinzip für das Erreichen eines Telemarkschwungs beschreibt. Dieser Wechsel muss während des Kantenwechsels fließend (ohne Unterbrechung) erfolgen. Die Voraussetzung für die Durchführung eines Schrittwechsels ist eine funktionierende Telemarkposition auf jeder Kante. Das Timing des Schrittwechsels ist mit den Schwungphasen verbunden. Er beginnt am Anfang der Einführungsphase und endet am Ende der Steuerphase 1. Während der Steuerphase 2 wird eine funktionelle Telemarkposition beibehalten und stabilisiert. Der Telemark basic turn enthält die Schlüsselbewegungen, die für einen disziplinspezifischen Schwung notwendig sind.



    Abbildung: Um eine funktionelle Telemarkposition zu erhalten, kann sich der Schwerpunkt in den grünen Bereich verlagern. Beim Absenken neigt der Schwerpunkt aufgrund des Telemarkschuhs und der Situation der freien Ferse dazu, sich nach hinten zu bewegen. Der Schuh verhindert eine zu große Verschiebung des Schienbeins nach hinten, so dass es zur Rückverlagerung des Schwerpunkts notwendig ist, das vordere Knie zu beugen.

    Das folgende Diagnosetool beschreibt die Synchronisation der Bewegungen während eines Telemark Basic Turns. Der Schrittwechsel wird aus einer lateralen und horizontalen Perspektive dargestellt, während das Aufkanten aus einer frontalen Perspektive dargestellt wird.

    Die Mitte des Schrittwechsels (wenn beide Füße parallel zueinanderstehen) fällt mit dem Ende der Auslösephase und dem Beginn der Steuerphase 1 zusammen. Zu diesem Zeitpunkt sind beide Fersen leicht vom Ski abgehoben. Am Ende der Steuerphase 1 wird die neue Telemarkposition erreicht. Diese Position wird bis zum Ende der Steuerphase 2 beibehalten, während der Kantenwinkel weiter zunimmt. Während dieser zweiten Fahrphase wird der Schwerpunkt leicht abgesenkt und nach hinten verlagert. In dieser Darstellung können wir deutlich erkennen, dass der Schrittwechsel den größten Teil der Kurve einnimmt.


    Das Diagnosewerkzeug mit Referenzformen und Formvarianten

    Um eine Referenzform bei Schwüngen zu erreichen, muss eine Schlüsselbewegung während der Auslösephase betont werden, während die anderen Bewegungen minimiert werden. Beim Streckschwung wird die Streckbewegung während der Auslösung betont, während die Dreh- und Kippbewegungen reduziert werden. Durch das Erlernen der Referenzformen kann der Telemarker sein Bewegungsspektrum erweitern und sich mit den verschiedenen Auslöseprinzipien vertraut machen. Das folgende Diagnosewerkzeug zeigt, wann sich die spezifische Schlüsselbewegung verstärkt und wie stark sie während des Schrittwechsels und beim Kantenwechsel involviert ist. Die maximale Dehnung wird in Fahrphase 1 erreicht.


    Diagnosewerkzeug : Good Practice

    Das Diagnosewerkzeug kann als Hilfe zum Verständnis der Synchronisation von Bewegungen während einer Form dienen. Es kann Lehrkräften helfen, herauszufinden, welche Bewegung verbessert werden muss. Es sollte beurteilt werden, ob die Schwungphasen im Verhältnis zueinander eine angemessene Dauer haben, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

    Es kann vorkommen, dass eine Phase zu kurz ist (z. B. Steuerphase 1). Damit eine Bewertung gültig ist, ist es notwendig, ein Verständnis davon zu haben, wie der Zielzustand der Form aussehen sollte. Bei fortgeschrittenen und Expertenformen wie dem Kurzschwung ist es auch hilfreich zu verstehen, wie die Interaktion zwischen Ski und Schnee sowie die Verbindung zwischen den Schlüsselbewegungen und den Funktionen des Geräts die Leistung beeinflussen.

    Zum Beispiel kann bei einer kurzen Kurve in steilem Gelände eine Betonung der Drehbewegungen der Füße während einer relativ kurzen Steuerphase 1 eine gute Taktik sein, um die Geschwindigkeit zu kontrollieren (dies erhöht den Schneewiderstand, da die Skier dadurch mehr in Schräglage gebracht werden). Siehe das folgende Beispiel:

    Sobald ein Verbesserungsziel festgelegt wurde, ist es von entscheidender Bedeutung, eine neue Aufgabe zu entwerfen, bei der der Lernende die gewünschte Bewegung üben kann. Es reicht nicht aus, darauf hinzuweisen, wo ein Fehler auftritt, denn um Fortschritte zu machen, müssen die Lernenden in der Lage sein, eine Bewegung selbstständig zu praktizieren. Zum Beispiel kann die Verwendung von Metaphern zur Vermittlung der neuen Aufgabe dazu beitragen, das Timing der auszuführenden Bewegungen auf einfache und verständliche Weise zu verdeutlichen.


    Reflexion

    Im Schneesport wird das Timing von Bewegungen nach dem Prinzip der Variation in Zeit, Raum und Energie festgelegt. Eine Bewegung kann in der Dauer, der Amplitude und der Muskelrekrutierung verändert werden.

    Um effektive Rückmeldungen zu geben, ist es hilfreich, die funktionalen Zusammenhänge zwischen Schnee, Gerät und Schlüsselbewegungen zu verstehen. Jede Aktion führt zu einer Reaktion. Im Falle des Schneesports führt die Handhabung des Geräts zu komplexen Reaktionen, die in der beigefügten Tabelle veranschaulicht werden.

  • Backcountry

    Wissen Backcountry


    Cockpit zum Entscheiden in Lawinensituationen

    Jedem Piloten stehen für einen möglichst sicheren Flug verschiedene Sensoren mit Messanzeige zur Verfügung. Und wie beim Piloten hilft auch in Lawinensituationen eine Art Cockpit, um die wichtigen Elemente und Einflussfaktoren im Entscheidungsprozess zu überblicken. Die verschiedenen Anzeigen – «harte» (Facts) und «weiche» (Faktor Mensch) Faktoren mitsamt ihren Verknüpfungen und Abhängigkeiten – lassen sich so auf einen Blick überwachen und richtig einordnen. Dies ermöglicht, kompetent und rational zu entscheiden und entsprechend danach zu handeln.  

    Abb.: Cockpit mit Anzeigen von wichtigen Elementen als Überblick im Entscheidungsprozess. 

    Übersicht und Vorgehen

    Der Faktor Mensch spielt im winterlichen Gelände in vielen Bereichen mit und nimmt daher im Cockpit eine zentrale Rolle ein. Diese «weichen» Faktoren werden mit dem eigenen Wissen und Können für die Beurteilung des Lawinenrisikos verbunden. Das Cockpit bildet primär ab, was wir bereits über uns und über Lawinen erfahren haben. Auch unsere Intuition hat darin ihren Platz. Entsprechend richtet sich das Cockpit an Personen mit Erfahrung in der Beurteilung des Lawinenrisikos und der Motivation, sich kritisch mit sich selbst auseinanderzusetzen. 

    Im Cockpit gibt es vier Anzeigen – «Feel», «Think», «Check & Decide» und «Act». Die Bedeutung der Anzeigen und wie sie individuell – je nach eigener Erfahrung – ausgestaltet werden können, wird im Folgenden ausgeführt.

    Für gute Entscheidungen braucht es ein robustes System, das in der Lage ist, mit Unsicherheiten umzugehen und dabei objektive Fakten ebenso wie den Faktor Mensch berücksichtigt. Ein solches System ist das «Entscheidungs-Cockpit». Es bringt das Bauchgefühl und objektive Kriterien in eine Balance, um auf beides abgestützt zu entscheiden. Es hilft, systematisch vorzugehen und die richtigen Werkzeuge für die entsprechenden Bedürfnisse anzuwenden. 

  • Disabled

    Wissen Disabled Sports


    Skifahren mit Körperbehinderung, sitzend geführt

     

    Das Gefühl des Gleitens erleben, den Wind im Gesicht spüren, dynamische Schwünge aneinanderreihen…
    Alles was wir am Schneesport lieben ist auch für Menschen mit Behinderung möglich. Dank den geeigneten Geräten sogar für Tetraplegiker:innen und Menschen mit Schwer- und Mehrfachbehinderungen.


    Die Disziplin kurz erklärt

    Das am häufigsten verwendete Gerät zum geführten, sitzenden Skifahren ist der Dualskibob. Der Gast ist dabei in einer Sitzschale angeschnallt und wird von einer Begleitperson mit Hilfe eines Führungsbügels geführt. Durch seitliches Neigen kann der Aufkantwinkel der zwei Skis verändert werden. Der Dualski verfügt über ein Fahrwerk mit Feder und Dämpfer, so werden Schläge und Unebenheiten der Piste absorbiert.

    Je nach Einschränkungen können die Gäste mehr oder weniger aktiv auf die Steuerung des Gerätes Einfluss nehmen. Die vorhandenen motorischen Möglichkeiten des Gastes werden so weit als möglich genutzt und gefördert.

    Der Dualskibob ist mit den nötigen Mechanismen ausgestattet, damit er samt Gast mit Sessellift und Schlepplift befördert werden kann.

    Hier findest du einige Impressionen in bewegten Bildern.


    Material/ Gerät

    Der Dualskibob wird individuell auf den Gast angepasst.

    • Sitzschale: Grösse, Höhe der Rückenlehne
    • Fahrwerk: Einstellung auf das Körpergewicht des Gastes
    • Fussraster: Passende Länge

    Das Gerät steht auf zwei Skiern mit 145-170cm Länge. Die Bindung wird aufs Maximum eingestellt (mind. Z12).

    Die Begleitperson verwendet zum Führen des Gerätes Kurzskis von ca. 100cm bis max. 130cm Länge.


    Behinderungsarten?

    Der Einsatz des Dualskibobs eignet sich für alle Menschen mit ausgeprägter Gehbehinderung, welche einhergehen mit zusätzlichen Einschränkungen von Armen und/oder Rumpf oder kognitiven Beeinträchtigungen.

    Typische Behinderungsbilder sind: Cerebrale Bewegungsstörungen, Muskeldystrophien, Tetraplegie, Multiple Sklerose und weitere.


    Infrastruktur im Skigebiet

    Eine barrierefreie Infrastruktur, also rollstuhlgängige Toiletten, Zugänge zu Gondelbahnen und Restaurants etc. sind Voraussetzungen um den Dualskibob in einem Skigebiet einzusetzen. Idealerweise sollten auf den Pisten lange Flächen und Gegensteigungen vermeidbar sein. Steile Schlepplifte sind aus Sicherheitsgründen zu meiden.


    Statements

    „Ich geniesse die Tage auf dem Schnee im Dualskibob und liebe das Gefühl der Geschwindigkeit.“

    Daniela P., begeisterte Schneesportlerin und Tetraplegikerin

    „Für mich ist es sehr bereichernd, Menschen mit Behinderung dieses Erlebnis zu ermöglichen. Es fordert mich anders als sonstiger Skiunterricht. Eine tolle Abwechslung!“

    Beat T., Skilehrer und Disabled Sports Specialist sitzend geführt


    Ausbildungsmöglichkeiten

    Die Begleitung von sitzenden Geräten muss zwingend durch eine ausgebildete Person erfolgen. Swiss Snowsports arbeitet dafür mit Partnerverbänden aus dem Behindertensport zusammen. Hier findest du die passenden Ausbildungskurse: